Public Art Installation „unHEIMlich schön"

Projekt „Stadtheilung“

„Ich möchte ein partizipatives Public Art Projekt unter dem Titel „Stadtheilung“ mit den Bewohnerinnen der Künstlerstadt Kalbe durchführen. Wir werden gemeinsam ein verlassenes, kaputtes Haus finden, und es durch traditionelles Frauenhandwerk wie Weben, Sticken, Stricken und Nähen „reparieren“. So werden von außen die „Wunden“ des Hauses genäht, das ein wenig an Gemütlichkeit und Wohnlichkeit gewinnt. Auch wird der gemeinsame handwerkliche Prozess zu einem meditativen Akt, der entschleunigen und verbinden kann. Durch dieses Projekt möchte ich den unheimlichen Teil der Künstlerstadt Kalbe unHEIMlich schön machen.“

Mit diesem Motivationsschreiben kam ich im Juli 2022 zum 10. Internationalen Sommercampus der Künstlerstadt Kalbe.

„Die Künstlerstadt Kalbe ist ein innovatives Projekt im Altmarkkreis Salzwedel mit dem Ziel, dem demografischen Wandel mittels Kunst und Kultur zu begegnen. Sie versteht sich als Ort, an dem die gestalterischen Potentiale der Kunst entfaltet werden, um eine freie, nachhaltige und lebenswerte Gesellschaft aufzubauen“. (Quelle: www.sachsen-anhalt.de)

Das klingt gut, aber die Realität ist leider anders. Um dem demografischen Wandel zu begegnen, braucht es eher politische Unterstützung, Mitarbeit von Urbanistik-Forschern und bessere Finanzierung. Kunst kann der Gesellschaft nur S.O.S.-Signale schicken, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, kann aber keine gesellschaftlichen Probleme lösen. Das sieht man gut am Beispiel der 10-Jahre-Initiative der Künstlerstadt Kalbe, deren Bevölkerung noch älter wird und deren Bewohneranzahl kontinuierlich sinkt.

Um zu zeigen, wie absurd das Instrumentalisieren von Kunst und Künstlern ist (Künstler kriegen bei diesem Projekt keine finanzielle Vergütung für ihre Arbeit), habe ich ein partizipatives Public Art Projekt mit den Bewohnerinnen der Stadt durchgeführt.

Während der zwei Wochen wurden zwei Installationen im historischen Stadtzentrum gemeinsam mit Frauen aus einem AWO-Verein realisiert: ein rosarotes gestricktes Objekt „Kirchenfenster“ für die Fenster des Künstlerateliers und ein rotes gestricktes Objekt „Erste Kunst-Hilfe“, das ein großes Loch und einen Riss im Info-Schaufenster der Künstlerstadt Kalbe bedeckt. Rosa Tape-Art und rote Strickerei bietet der Glasscheibe „Schutz" vor kompletter Zerstörung und „verschönert" gleichzeitig die graue Realität. Das gestrickte „Kirchenfenster“ steht für den Glauben an die „Macht“ der heiligen und heilenden Kunst.

Zusätzlich habe ich allein eine Installation „unHEIMlich schön“ realisiert: ein Versuch, das verlassene und kaputte Haus im historischen Stadtzentrum durch rotes Strickgarn zu „reparieren“. Dieses feine, zierliche und feminine farbige Netz steht für eine Vergeblichkeit und Nutzlosigkeit, eine Sisyphusarbeit.

„unHEIMlich schön“,

© 2022 Jana Rot. Public Art Installation, Strickgarn, Nagel, kaputte und verlassene Haus, Künstlerstadt Kalbe, Kalbe (Milde)

Zurück
Zurück

Plakatwand „Herrmann“ - Instagram Beitrag „Überraschend anders"

Weiter
Weiter

Partizipative Public Art Installation „Erste Kunst-Hilfe"